Hilfe für Gastgeber

Liebe Gastgeberinnen und Gastgeber,

sie wollen Menschen, die aufgrund von Krieg ihre Heimat verlassen mussten, eine sichere Unterkunft anbieten? Das ist wunderbar!

Damit sie ihren Gästen und sich aber auch dauerhaft Gutes tun, überlegen sie bitte, ob sie sich der psychischen Belastung gewachsen fühlen, da sie es möglicherweise mit traumatisierten Menschen zu tun haben werden. Viele Menschen, die eine Bedrohung durch Krieg oder eine Naturkatastrophe erlebt haben, sind in ihrem Welt- und Selbstvertrauen zutiefst verunsichert. Einem Teil der Betroffenen gelingt es die stark belastenden Erlebnisse mit Hilfe von Unterstützung durch ihnen nahe stehende Menschen zu verarbeiten. Viele finden jedoch nicht ohne professionelle Hilfe aus der Wiederkehr der schrecklichen Erinnerungen heraus. Sie bleiben schreckhaft, reizbar, schlafen schlecht und können sich schwer konzentrieren. Manche leiden an Ängsten, Antriebslosigkeit, fühlen sich von ihren Gefühlen abgetrennt und versuchen die schrecklichen Erinnerungen zu betäuben. 

 

Dennoch sind die Menschen, die jetzt z.B. aus der Ukraine nach Deutschland kommen, Betroffene, sie sind keine Opfer. Sie befinden sich in einer sehr besonderen Situation. Wer schrecklichen Ereignissen und der damit einhergehenden Bedrohung und Hilflosigkeit ausgesetzt war, braucht vor allem Schutz, um zur Ruhe zu kommen und das Erlebte zu verarbeiten. 

 

Begegnen Sie ihren Gästen deshalb bitte auf Augenhöhe. Sie hatten bis vor wenigen Wochen ihr eigenes, selbstbestimmtes Leben, gingen ihrem Beruf nach, kamen nach der Arbeit nach Hause zu ihren Familien, trafen sich mit Freundinnen und Freunden. Bis der Tag kam, an dem sie realisierten, dass sie ihr Zuhause, ihre Straße, ihre Stadt, ihre Freunde verlassen müssen und sie vielleicht nie wiedersehen werden. 

Wenn Sie Hilfe anbieten möchten, fragen Sie ihre Gäste, was sie wirklich brauchen um sich trotz der weiter unsicheren Situation (z.B. Wie lange muss ich hier in Deutschland bleiben? Wann sehe ich meinen Mann wieder?) ruhiger zu fühlen. 

Sorgen Sie für ausreichend Privatsphäre auf beiden Seiten. Am besten ist ein eigener Bereich oder im Idealfall eine eigene Wohnung, in der die Betroffenen möglichst eigenständig leben können. Fragen Sie sie, ob es ihnen gut tun würde, zusammen zu essen oder ob sie lieber alleine sein möchten. 

Haben Sie Verständnis, wenn sich ihre Gäste zurückziehen und ihren Alltag autonom gestalten möchten. 

Hören Sie zu, wenn sie erzählen möchten, aber fragen Sie nie von sich aus nach belastenden Erlebnissen.

Holen Sie sich psychotherapeutische Unterstützung, wenn Sie sich überfordert und belastet fühlen.

Hier finden Sie die Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten des DPNW, die sich bereit erklärt haben, zusätzliche Stunden für Flüchtlinge in Not einzurichten. Einige sprechen ukrainisch, russisch oder englisch.

Sie erreichen unseren Dienst unter dieser Nummer 

                                                                        Telefon: 0228 - 30 43 45 25

dienstags und donnerstags zwischen 12:00 und 14:00.

Andere Therapeutinnen und Therapeuten finden Sie über unsere Suchseite:

Suchseite Therapie

Wir versuchen zwar gerade, Selbsthilfegruppen für Gastgeberinnen und Gastgeber, die überfordert sind, einzurichten und haben auch eine Hotline geschaltet

Telefon: 0228 - 44 66 7200

Die Nummer ist dienstags und donnerstags zwischen 12.00 bis 14.00 Uhr erreichbar. Es können aber auch jederzeit Nachrichten auf der Mailbox hinterlassen werden. Ein Therapeut des DPNW meldet sich dann bei Ihnen.

 

Vielleicht stellen Sie aber auch fest, dass eine Unterbringung von geflüchteten Menschen doch nicht die Hilfe ist, die zu Ihnen und Ihren Lebensumständen passt. Es gibt so viele Möglichkeiten, zu helfen, sich z.B. in eine der Willkommens-Initiativen zu engagieren, medizinische Hilfsgüter zu sammeln, Sachspenden zu sortieren oder Betroffenen Hilfe bei Behördengängen anzubieten. 

 

Unterstützung ist tröstend und heilsam, wenn sie eigene und die Grenzen des Gegenübers achtet und respektiert! Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

 

Elke Uhl, Psychologische Psychotherapeutin Köln, DPNW