Was kann ich tun, wenn ich keinen Therapieplatz bekomme?

Alleine auf eine psychotherapeutische Sprechstunde wartet man in Deutschland durchschnittlich fast sechs Wochen. Vorausgesetzt man kommt telefonisch überhaupt zu einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten durch, denn die sind meist schwer zu erreichen. Die Wartezeiten für eine Psychotherapie betragen durchschnittlich circa fünf Monate – eine sehr lange Zeit, wenn man Hilfe braucht. Zu lang, um sie mit psychischem Leiden alleine durchzustehen und keine Angst: Das müssen Sie auch nicht. 

Wir möchten Ihnen hier erklären, wie Sie diese Zeit überbrücken oder sich ggf. anderweitig akute Hilfsangebote suchen können. 

Achtung: Wenn eine akute Selbst- oder Fremdgefährdung bei Ihnen oder einer anderen Person vorliegt, wählen Sie bitte den Notruf (112). 




1. Akutbehandlung. Für akute, schwere Krisen gibt es eine ambulante Akutbehandlung. Zwar beträgt auch hier die durchschnittliche Wartezeit drei Wochen, das ist aber im Vergleich zu fünf Monaten immerhin besser erträglich. Ziel einer Akutbehandlung ist dafür zu sorgen, dass sich starke psychische Symptomatik nicht chronifiziert und dass die betroffene Person stabilisiert wird. Außerdem ist die Akutbehandlung nur für den Überbrückungszeitraum bis zum Beginn der eigentlichen Therapie gedacht. Für eine Akutbehandlung melden Sie sich bitte bei einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten. Die Akutbehandlung kann dann nach einer psychotherapeutischen Sprechstunde beginnen. 

2. Psychotherapeut oder Psychotherapeutin ohne Kassenzulassung.
 Nimmt man eine Psychotherapie bei einem Psychotherapeuten oder einer Psychotherapeutin mit Kassenzulassung in Anspruch, wird dies in Deutschland von jeder Krankenkasse bezahlt. Dafür wartet man allerdings meist einige Monate auf einen Therapieplatz. Die privaten Psychotherapiepraxen (also jene ohne Kassenzulassung) haben meist schneller Therapieplätze frei – und in dringenden Ausnahmefällen zahlt auch hier die Krankenkasse („Kostenerstattungsverfahren“). Für so einen Ausnahmefall muss die Patientin oder der Patient vorweisen können, dass dringend Psychotherapie benötigt wird und kein Therapeut bzw. keine Therapeutin mit Kassenzulassung in näherer Umgebung freie Therapieplätze anbieten kann. Krankenkassen genehmigen Kostenerstattungsverfahren allerdings ungern und es passiert nicht selten, dass Anträge vonseiten der Krankenkassen abgelehnt werden. 


3. Psychosoziale Beratung. Eine weitere Möglichkeit ist das Aufsuchen von psychologischen Beratungsstellen. Hier arbeiten in der Regel Sozialarbeiter bzw. Sozialarbeiterinnen, Sozialpädagogen bzw. Sozialpädagoginnen oder auch Psychologen bzw. Psychologinnen. Bei einer Beratung bekommt man meist recht spontan einen Termin, da keine klassische Psychotherapie angeboten wird. Trotzdem sind Beratungsgespräche für viele Menschen zum Überbrücken bis zur Psychotherapie hilfreich, da einem auch hier mit einem offenen Ohr und viel Empathie begegnet wird. Suchen Sie dafür im Internet nach „Psychosoziale Beratung Bonn“ (hier sollte die Stadt stehen, in der Sie Hilfe in Anspruch nehmen möchten) und kontaktieren Sie die Hilfestellen. 

4. Selbsthilfegruppen. In Selbsthilfegruppen begegnen Sie Menschen mit ähnlichen Problemen, was für viele Betroffene als heilsam und hilfreich wahrgenommen wird. Man trifft meist auf großes Verständnis für die eigene Situation, weil auch die anderen einmal diese durchlebten oder es immer noch tun. Selbsthilfegruppen sind auch deshalb eine gute Möglichkeit zur Überbrückung bis zum Therapieplatz, weil man in der Regel einfach beim nächsten Termin dazukommen kann. Eine deutschlandweite Übersicht der Selbsthilfegruppen finden Sie hier
Darüber hinaus gibt es heutzutage mit virtuellen Selbsthilfegruppen oder Internetforen sogar eine noch schnellere Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Virtueller Kontakt ersetzt keine echten Gespräche, aber kann vielleicht dennoch eine kleine Linderung schaffen. 

5. Telefonische Beratungsdienste. Für akute Situationen oder Themen können Sie auch auf einen vieler telefonischer Beratungsdienste zurückgreifen. An der anderen Seite der Leitung sitzen geschulte Menschen, die ein offenes Ohr für Sie haben. Wir haben Ihnen hier die bekanntesten telefonischen Beratungsdienste aufgelistet. Natürlich ersetzen solche Telefonate keine Psychotherapie. Aber meist lindert es trotzdem den Leidensdruck, indem man sich jemand Unbeteiligtem anvertraut, der einem zugewandt ist und aufmerksam zuhört.